Punzen und Punzierungen

Punzen und Punzierungen
Im Bereich der Edelmetallverarbeitung geben Punzierungen über den Feingehalt und die Herkunft des angefertigten Objektes Auskunft.

Was ist eine Punzierung?

Streng genommen gilt es, Punze und Punzierung zu unterscheiden: Während es sich bei der Punze um das Stempelwerkzeug handelt, ist die Punzierung das Resultat des Stempelns. Auf dem Schlagstempel ist das Stempelmotiv als Positiv zu sehen, auf dem gestempelten Gegenstand als Negativ. Obwohl Punze und Punzierung eigentlich Unterschiedliches bezeichnen, werden diese Ausdrücke häufig synonym benutzt. Der Vorgang des Punzierens von Gold oder Silber setzt einen Punzierungsstempel, einen Hammer und eine geeignete Unterlage voraus. Abhängig von Feingehalt, Hersteller, Region und Alter des Objekts aus Edelmetall gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Stempelungen.

Ursprung von Punzen und Punzierungen

Schon in der Antike wurde die Technik des Punzierens genutzt, um Gebrauchsgegenstände aus Metall zu verschönern. Für Punktreihen und einfache Muster wurde ein Punziereisen wiederholt in eine oder mehrere Richtungen fortlaufend eingeschlagen. Verzierungen dieser Art finden sich auf antiken Schmuckstücken und Geschirrteilen.

Die heutige Punzierung Bedeutung geht zurück auf etwa 400 nach Christi, als bereits der Feingehalt von Silber gekennzeichnet wurde. König Edward I. erließ im 13. Jahrhundert ein Gesetz zur Überprüfung von Silbergegenständen. Es war zunächst nur ausgesuchten Londoner Juwelieren vorbehalten, Tests durchzuführen, um den jeweiligen Feingehalt festzustellen. Sterlingsilber mit einem Reinheitsgrad von 92,5 Prozent erhielt einen Leopardenkopf-Stempel. Nach und nach setzte sich diese Vorgehensweise im ganzen Vereinigten Königreich durch. Seit dem späten Mittelalter ist die Punzierung Silber in vielen Ländern üblich.

Punzen Übersicht

Seit 1972 regelt die Hallmarking Convention die Kennzeichnung von Silber für alle daran teilnehmenden Länder. Abgesehen vom Reinheitszeichen, Hersteller- und Länderzeichen sind Objekte aus Silber mit einem gemeinsamen Kontrollzeichen zu versehen. Deutschland gehört zwar nicht zu den Vertragspartnern, nutzt aber vergleichbare Punzen. Die Reichsstempelung ab 1888 umfasste die Bügelkrone als Zeichen für das Deutsche Reich, den Halbmond für Silber, die Feingehaltszahl (mindestens 800) und die Herstellermarke. Das aktuell geltende deutsche Stempelgesetz fordert als Minimum, den Feingehalt des Silbers einzuprägen. Die Punzierung von Silber beinhaltet zudem häufig die Marke des Herstellers. Um die Herkunft der Produkte darzustellen, weisen die Punzen Buchstaben, markante Symbole und teilweise Auftragsnummern auf.

Feingehaltsstempel

Ausgehend von reinem Silber, das eine Feinheit von 999,9/1.000 Silber aufweist, lässt sich der Feingehalt der unterschiedlichen Silberlegierungen angeben. Silber 925 ist eine Legierung mit einem Anteil von 92,5 Prozent Silber und 7,5 Prozent Metall. Da er über den Wert des Materials Auskunft gibt, ist der Feingehaltsstempel eine wichtige Forderung an jeden Silberschmied und Juwelier. In Deutschland dürfen nicht nur Fachleute, sondern jeder Bürger den Feingehalt von Schmuck mittels Punze stempeln. Die Voraussetzung für die Punzierung von Silber ist, dass die gesetzlichen Vorgaben strikt eingehalten werden. Silbergerät wie beispielsweise Besteck darf nach wie vor, abgesehen vom Feingehaltsstempel, Bügelkrone, Halbmond und das Firmenzeichen erhalten. Der Mindestfeingehalt beträgt hierbei 800/1.000.

Herstellerstempel

Vor allem für Sammler von antiken Schmuckstücken und Silberwaren spielen das Entstehungsjahr und der Hersteller eine bedeutsame Rolle. Sofern Feingehalt, Herkunft und Alter klar sind, ist der Wert des Objektes umso besser zu ermitteln. Da sich jeder Silberschmied und Juwelier eine eindeutige Zuordnung seiner Produkte wünscht, finden Sie eine Vielzahl unterschiedlichster Herstellermarken vor. Die Bandbreite der Punzen reicht von zwei oder drei Buchstaben für die Initialen bis hin zu fantasievollen Symbolen und der Kombination aus Buchstaben und geometrischen Formen. Als Beispiel für Punzierungen bekannter Silbermanufakturen sei die Robbe und Berking Punzierung genannt. Eine Punzierung für Silberbesteck und Tischaccessoires dieser Marke weist "R&B" oder "Robbe & Berking" auf.

Stadt- und Landmarken

Nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland legte man früher Wert darauf, das Herkunftsland (seinerzeit die Reichskrone für Deutschland) anzugeben. Handelt es sich um Silber jüngeren Datums lassen sich aufgrund der Punzierungen nur noch Münzen und Barren einem bestimmten Land zuordnen. Auch der Herkunftsort ist heute nicht mehr einen Stempel wert. Hauptsächlich zur Zeit der Zünfte war es üblich, Silberwaren mit der jeweiligen Stadtmarke (etwa das Schlüsselzeichen für Bremen) zu stempeln.

Häufige Fragen zu Punzen

Wie erkenne ich den Feingehalt von Silber an einer Punze?

Zumeist finden Sie an unauffälliger Stelle des Gegenstandes den entsprechenden Feingehaltsstempel - beispielsweise 950 oder 925. Falls dieser Stempel fehlt oder Zweifel an der Echtheit bestehen, ist gerade bei vermeintlich wertvollen Stücken eine fachkundige Untersuchung zu empfehlen.

Was bedeutet die Herstellerpunze auf einem Silberstück?

Mit der Herstellerpunze lässt sich ein Objekt einem bestimmten Hersteller zuordnen. Sofern die Manufaktur im Lauf der Jahre die Herstellerpunze geändert hat, ist auch eine zeitliche Einordnung möglich.

Wie unterscheiden sich die Punzen in verschiedenen Ländern?

Im Vergleich zu Punzen in Deutschland berücksichtigen die Punzen anderer Länder häufig noch zusätzliche Aspekte wie Kontrollziffern und Silbergewicht. International wichtig ist die Angabe des Feingehalts an Silber.
Klaus Neubauer

Klaus Neubauer, Gründer des Tafelsilber Kontors, lebt seine Leidenschaft für Silber seit über 50 Jahren. Was einst mit einer Ausbildung bei Koch & Bergfeld begann, ist heute seine Herzensaufgabe: die Pflege und Restaurierung von Silber, um die Schönheit und den Glanz dieser besonderen Schätze zu bewahren.